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Wombach 2006

So, jetzt knie ich hier schon seit 30 Minuten im Dreck und fummele mir ein Wolf an der mickrigen, kleinen Kontermutter meines UST-Ventils. Die Streckenposten stehen um mich herum und geben mir gut gemeinte Ratschläge - aber das einzige was ich brauchte ist eine verfluchte Zange um diese mistige kleine Mutter lösen zu können.
Dafür habe ich inzwischen Blasen an den Fingern und eine stink Wut. Denn an mir fährt im Moment alles vorbei. Oder besser "fuhr" alles vorbei. Denn jetzt kommt schon lange niemand mehr.
Ich Fluche und laufe Gefahr dafür disqualifiziert zu werden.

Böse, richtig böse!


Aber der Reihe nach.
Die Vorbereitungen verliefen alles Andere als gut. Habe am vergangenen Wochenende festgestellt, dass meine Hinterradnabe im Eimer ist und mal schnell mein Laufrad zum Händler meines Vertrauens gebracht mit dem Auftrag zu reparieren. "Am Dienstag kannst Du es wieder abholen.", meint er.
Also lass ich ihm ein wenig Zeit und Fahre am Samstag wieder hin, in der Erwartung ein repariertes Laufrad zu erhalten.
Sein Mechaniker aber hält mir eine Tüte mit Teilen entgegen und stellt Fest, dass die Nabe defekt sei.
"Meister Schurich!" - geht es mir durch den Kopf -"Das war ja der Auslöser, weshalb ich das Laufrad her gebracht habe". Auf die Schnelle reparieren kann er es nicht (habe ich ja auch nicht erwartet und es daher vor einer Woche vorbei gebracht), aber er gibt mir ein anderes Laufrad. Welche Alternative hab ich denn schon. Will ja in 2 Stunden nach Wombach.

Dort angekommen, Parkplatz gesucht, Schlafsack ausgerollt und lang gemacht. Der nächste Morgen weckt mich angenehm mit einem schönen Sonnenaufgang, direkt durch die Heckklappe meines Autos.
Es ist 6:00 Uhr. Wenn ich so früh hätte aufstehen wollen, hätte ich auch Zuhause schlafen können. Dafür habe ich jetzt Zeit! In aller Gemütsruhe gefühstückt, umgezogen, das Bike rennfertig gemacht und zum Start gerollt. Ich bin hier zum ersten Mal und bin trotz aller Professionalität von der doch sehr familiären Atmosphäre begeistert.

Blick aus dem Schlafzimmer


Mit ihr habe ich mein Bett geteilt


Los geht es auf der Langstrecke (95 km und 2.400 hm) über wenig Schotter auf viel, viel Trail. Bis sich dann irgendetwas schwammig anfühlt.
Mein Vorderrad verliert Luft. Als UST-Fahrer, ein extrem seltenes Phänomen. "Ich habe ja Latex-Milch im Reifen; das dichtet schon und außerdem hält die Luft noch 2 Stunden". Also angehalten aufgepumpt weitergefahren. Nach 30 Minuten jedoch gleiche Situation. Hilft nix Ersatzschlauch einfädeln. Also Mantel ab und an besagtes Ventil gemacht - keine Chance das Dreckding bewegt sich keinen Millimeter. Was jetzt? Also Mantel wieder drauf und gepumpt wie bekloppt. UST mit angetrockneter Latexmilch und einer kleinen Handpumpe aufzupumpen ist kein Spaß.
Luft ist aber wieder drin. Und Weiter gehts in der Hoffnung, dass der nächste Streckenposten eine Zange hat. Hat er aber nicht. Dafür hat aber mein Reifen wieder einiges an Luft verloren. Wieder pumpen.
Die Intervalle werden immer kürzer und ich beschließe das Rennen abzubrechen. Geht aber nicht, da ich inmitten des Spessarts stehe, mich nicht auskenne und das Rennen nur eine Runde hat. Murphy lässt grüßen. Es bleibt mir also nichts anders übrig als mich in besagten Dreck zu knien und irgendwie das Ventil abzubauen. Nach ca. 30 Minuten gibt es dann nach und ich finde den Übeltäter für den Luftverlust. Dornen. Kleine Dornen, mit denen dann das nächste Problem anfängt. Ich bekomme sie nicht zu Packen.
Weder von innen noch von Außen. Ist jetzt ohnehin alles egal also "abknibbeln" (wird schon gut gehen), Schlauch rein, Luft rein. Ich glaube ich bin der Letzte auf der Strecke. Knapp 60 Minuten hat mich das Späßchen in Summe gekostet. Schrecklich! Nun der Letzt war ich dann doch nicht...aber fast!

"Al Dente" Waren die Mädels zwar nicht mehr, aber dafür die Pasta!


Ândreas Bader

 



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