So, jetzt knie ich hier schon seit 30 Minuten im Dreck und
fummele mir ein Wolf an der mickrigen, kleinen Kontermutter
meines UST-Ventils. Die Streckenposten stehen um mich herum
und geben mir gut gemeinte Ratschläge - aber das einzige was
ich brauchte ist eine verfluchte Zange um diese mistige kleine
Mutter lösen zu können.
Dafür habe ich inzwischen Blasen an den Fingern und eine stink
Wut. Denn an mir fährt im Moment alles vorbei. Oder besser
"fuhr" alles vorbei. Denn jetzt kommt schon lange niemand
mehr.
Ich Fluche und laufe Gefahr dafür disqualifiziert zu werden.
Böse, richtig böse!
Aber der Reihe nach.
Die Vorbereitungen verliefen alles Andere als gut. Habe am
vergangenen Wochenende festgestellt, dass meine Hinterradnabe
im Eimer ist und mal schnell mein Laufrad zum Händler meines
Vertrauens gebracht mit dem Auftrag zu reparieren. "Am Dienstag
kannst Du es wieder abholen.", meint er.
Also lass ich ihm ein wenig Zeit und Fahre am Samstag wieder
hin, in der Erwartung ein repariertes Laufrad zu erhalten.
Sein Mechaniker aber hält mir eine Tüte mit Teilen entgegen
und stellt Fest, dass die Nabe defekt sei.
"Meister Schurich!" - geht es mir durch den Kopf -"Das war
ja der Auslöser, weshalb ich das Laufrad her gebracht habe".
Auf die Schnelle reparieren kann er es nicht (habe ich ja
auch nicht erwartet und es daher vor einer Woche vorbei gebracht),
aber er gibt mir ein anderes Laufrad. Welche Alternative hab
ich denn schon. Will ja in 2 Stunden nach Wombach.
Dort angekommen, Parkplatz gesucht, Schlafsack ausgerollt
und lang gemacht. Der nächste Morgen weckt mich angenehm mit
einem schönen Sonnenaufgang, direkt durch die Heckklappe meines
Autos.
Es ist 6:00 Uhr. Wenn ich so früh hätte aufstehen wollen,
hätte ich auch Zuhause schlafen können. Dafür habe ich jetzt
Zeit! In aller Gemütsruhe gefühstückt, umgezogen, das Bike
rennfertig gemacht und zum Start gerollt. Ich bin hier zum
ersten Mal und bin trotz aller Professionalität von der doch
sehr familiären Atmosphäre begeistert.
Blick aus dem Schlafzimmer
Mit ihr habe ich mein Bett geteilt
Los geht es auf der Langstrecke (95 km und 2.400 hm) über
wenig Schotter auf viel, viel Trail. Bis sich dann irgendetwas
schwammig anfühlt.
Mein Vorderrad verliert Luft. Als UST-Fahrer, ein extrem seltenes
Phänomen. "Ich habe ja Latex-Milch im Reifen; das dichtet
schon und außerdem hält die Luft noch 2 Stunden". Also angehalten
aufgepumpt weitergefahren. Nach 30 Minuten jedoch gleiche
Situation. Hilft nix Ersatzschlauch einfädeln. Also Mantel
ab und an besagtes Ventil gemacht - keine Chance das Dreckding
bewegt sich keinen Millimeter. Was jetzt? Also Mantel wieder
drauf und gepumpt wie bekloppt. UST mit angetrockneter Latexmilch
und einer kleinen Handpumpe aufzupumpen ist kein Spaß.
Luft ist aber wieder drin. Und Weiter gehts in der Hoffnung,
dass der nächste Streckenposten eine Zange hat. Hat er aber
nicht. Dafür hat aber mein Reifen wieder einiges an Luft verloren.
Wieder pumpen.
Die Intervalle werden immer kürzer und ich beschließe das
Rennen abzubrechen. Geht aber nicht, da ich inmitten des Spessarts
stehe, mich nicht auskenne und das Rennen nur eine Runde hat.
Murphy lässt grüßen. Es bleibt mir also nichts anders übrig
als mich in besagten Dreck zu knien und irgendwie das Ventil
abzubauen. Nach ca. 30 Minuten gibt es dann nach und ich finde
den Übeltäter für den Luftverlust. Dornen. Kleine Dornen,
mit denen dann das nächste Problem anfängt. Ich bekomme sie
nicht zu Packen.
Weder von innen noch von Außen. Ist jetzt ohnehin alles egal
also "abknibbeln" (wird schon gut gehen), Schlauch rein, Luft
rein. Ich glaube ich bin der Letzte auf der Strecke. Knapp
60 Minuten hat mich das Späßchen in Summe gekostet. Schrecklich!
Nun der Letzt war ich dann doch nicht...aber fast!
"Al Dente" Waren die Mädels zwar nicht mehr, aber dafür die
Pasta!
Ândreas Bader