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Pirate
Der lange Weg nach Nizza - Wird zum langen Weg nach ...
Alles will ich noch nicht verraten, aber eins sollte man immer wissen, die Rechnung kommt erst zum Schluss.
Und so befand sich der Darmstaedter Ableger des Team PIRATE am Montag vor dem Ironman France in bester Laune auf dem Weg nach Nizza.


Das traumhafte Panorama der Cote d'Azur empfing uns mit einem blitzsauberen Sommer.


Eine wunderbare Belohnung nach einem knallharten Winter und einem miesen Fruehjahr in Deutschland.


Wir bezogen Stellung in einem Appartment mitten in der Altstadt.


Dank ueberlegener Logistik erreichten die Gefahrengueter das Ziel unbeschadet.


Unsere ersten Eindruecke sammelten wir natuerlich am Meer.


Dabei erfuhren wir, dass an diesem Montag ein nationales Musikfest stattfand. In ganz Frankreich durfte jeder bis in die Nacht in beliebiger Lautstaerke Musik machen. Ihr muesst Euch vorstellen, dass der gutgelaunte junge Herr unten gerade nach Herzenslust das Meer mit feinstem House beschallt. Wie geil kann etwas fuer einen DJ noch sein?


Aber auch exotischere Varianten, z.B. Country im Wohnmobil, wurden dargeboten.


Die Nacht wurde dann entsprechend laut. Nur mittels totaler Erschoepfung fanden wir den noetigen Schlaf. Fuer den Rest der Woche war dann zwischen spaetem, extensivem Fruehstueck und spaetem, extensiven Abendessen ein lockeres Sport- und Gammelprogram angesagt: Gemuetliche Schwimmeinheiten im Meer ...


... kurzes Laufen in totaler Knall-Sonne ...


... und einrollen mit dem Rad auf den oertlichen Huegeln.


Dabei besuchte ich auch Monaco. Eine etwas merkwuerdige Erfahrung, denn der Ort wirkt auf mich keinneswegs so faszinierend wie fuer manch anderen. Vielleicht liegt das daran, dass ich den Maybachs, Bentleys und Ueberwachungskameras nicht soviel abgewinnen kann. Jedenfalls kann ich von mir behaupten mit dem Rad schneller die Route Nationale zwischen Monaco und Nizza absolviert zu haben als ein Ferrari! Wer knackig Rad fahren kann (und Piraten koennen das) weiss, dass Kreisel und Stau, gepaart mit einer heissen Abfahrt sowas locker moeglich macht.


Das Lichterspiel von Nizza ist schon was besonderes.


Die Bewohner komplementieren gekonnt das vom Schoepfer gegebene natuerliche Licht mit einer atemberaubenden Inszenierung aus Kunstlicht. Die Strandpromenade ist der wohl laessigste Laufsteg der mir bekannt ist.


Die entspannenden Tage taten uns gut. Und das war auch sehr wichtig, denn mit dem Tag des Bike Check-In kam dann die bereits vom letzten Jahr bekannte Nervositaet.


Nicht fuettern! Der Irre macht auch so schon gleich eine grosse Dummheit.


Uebrigens: Was mich sehr beruhigte war zu kapieren, dass man mit Schlauchreifen bei gnadenloser Sonne keine Reifenplatzer im Check-In zu befuerchten hat.
Meine Contis halten zur Not bis 12 Bar. Das genuegt als Polster. Auch muss man sich ganz genau merken wo die netten Helfer die Beutel mit dem Wechselzeug aufhaengen. Sonst kann man am naechsten Tag wie eine Tanzmaus rumrennen.


Geschlafen wird dann sehr kurz aber tief. Am fruehen morgen treffen sich alle wieder bei den Raedern.


Es folgt diese seltsame Phase der letzten Vorbereitungen ...


... und die obligatorische Erfahrung mit dem Dixie-Haeuschen, ...


... bevor man dann die Gummihaut ueberstreift.


Und auch dieses Jahr finde ich mich mit rund zweieinhalbtausend Freunden des Ausdauersports am Plage du Centenaire zum Fruehsport ein.


Die Spannnung in diesen Momenten ist unbeschreiblich und Nizza schenkt allen Anwesenden wieder ein wunderbares Licht.


Startschuss!
Als Teilnehmer ist man ab da in dieser seltsamen Sphaere aus totaler Konzentration und verschobener Wahrnehmung.


Fuer mich begann ein unangenehmer Kampf mit den schnelleren Schwimmern, die mich erst verpruegelten und dann aus jeglichem Wasserschatten schoben. Eine unangenehme Erfahrung. Ich hatte den Fehler gemacht mich aufgrund der 1:09h vom letzten Jahr in die 1:06h Box aufzustellen. Dass neben dieser Box dann die 0:55h Box war, hielt ich vor dem Start fuer nicht weiter bedenkenswert. Ein schlimmer Fehler, denn der Schub den diese Athleten auf den ersten paar 100m abdruecken wurde fuer mich zum Albtraum. Ich konzentrierte mich folglich auf Vorsicht, kam ohne Wasserschatten, aber auch ohne Kraempfe ueber den kurzen Landgang in die zweite Runde ...


... und sicherte mir wenigstens eine unbeschadete 1:12h.


Vom Bike Split gibt es natuerlich wieder fast keine Bilder.


Trotzdem koennt Ihr mir glauben, dass dieser Teil an Faszination wahrscheinlich nur schwer zu ueberbieten ist: Lange Anstiege auf nackte Paesse (1800hm Gesamt), rasante Abfahrten und ein atemberaubendes Panorama nach dem anderen. Mein Bike lief geil. Nur Extensions haette ich montieren sollen, denn der Wind kam zuerst stark von den Bergen und dann stark vom Meer - also permanent gegen uns.
Ab der Kuestenstrasse liess ich dann die Beine Haengen um mich fuer den Marathon zu lockern.


Den Bike Split nicht zu ueberzocken ist in Nizza besonders wichtig, denn der Marathon findet auf einer nahezu voellig schattenfreien, gluehenden Asphaltstrecke statt und FORDERT! Die Sonne steht in der Jahreszeit sehr steil. Alles was schuetzt ist legitim.


Auch das Team hatte sich darauf eingestellt, ...


... oder wollte dann doch lieber als gebraeunter Adonis der Heimat imponieren.


Ueberhaupt wurde ich aufgrund der Erfahrungen vom letzten Jahr bei meinem zweiten Start in Nizza nochmal um einiges routinierter unterstuetzt. Zwischenzeiten durchsagen, ablenkende Gespraeche, ... Das zahlt sich aus ... ...
und war auch notwendig, denn auch diesmal wurden Runden 2 und 3 von insgesamt 4 elend hart. Es gab einem Punkt an dem ich vor Uebelkeit kaum mehr korrekt laufen konnte und nicht so recht wusste wie ich die weitere Versorgnung bewaeltigen sollte.


Aber irgendwann setzte die Wirkung von Cola ein und so konnte ich auf der letzten Runde nochmal sauber durchgreifen und mit Schmackes finishen.


Auf dem Rad Split hatte ich einen AK Kollegen aus Canada kennengelernt. Und wie sich mitlerweile herausgestellt hat sollte diese Bekanntschaft ein kurioses und sehr amuesantes Nachspiel haben (naeheres unten).


Auch das Team freute sich und warf sich in Pose.


... meine Guete, der Typ unten ist ein gutes Stueck groesser als ich. Wenn der wuesste was der Schwimmen koennte ...


Und mein wichtigstes Ziel hatte ich auch erreicht!


Im Gegensatz zum letzten Jahr konnte ich mit gesundem Bewegungsaparat zum Zielschluss mit Feuerwerk um 22:30h!


SWIM 1:12:12
T1 00:05:13
BIKE 5:38:41
T2 00:06:45
RUN 3:34:32
TOTAL 10:37:23
M45 15th of 403 ALL 227th of 2735

Aber jetzt kommts!
Nicht, dass damit ein wichtiger Fortschritt gelungen war ... Nein! Da gabs noch ein unerwartetes Nachspiel.
Am naechsten Tag ging ich um 14:00h ins Theatre de Verdure, ...
... UND ERHIELT EINEN SLOT FUER HAWAII !!!


So ein dummes Gesicht muss man einfach fotografieren! Dann darf man auch mit der Bluemchenkette und der mit einschalegigen Begriffen bedruckten Tuete durch die Stadt laufen.


Mit meiner Position als 15. der AK45 hatte ich mir rein nichts an Chancen ausgerechnet. Nach meinen Erfahrungen aus dem letzten Jahr und dem etwas zerzausten Training im Moerder-Winter war eine Quali ueberhaupt nicht im Fokus. Es waren aber so viele AK45 Teilnehmer bei der Verteilung abwesend, dass ich letzendlich aufgerufen wurde. Und so wurde hoch ueber der Altstadt allen Bewohnern von Nizza bekannt gegeben, dass die Piraten die Segel auf Kona gesetzt haben.


Wir ueberlegten bereits welches Transportmittel den noetigen Komfort bieten koennte.


Auch die Marschverpflegung sollte dem immensen Vitamin- und Kalorienbedarf angemessen sein.


Aufgrund der Aggresivitaet der Stechmuecken entwickelten wir sogar ein Naehstoff-bezogenes Waehrungssystem.


Wobei im Akkumulieren von Kredit mein Sohn klar in Fuehrung ging.


Den Zauber dieser Reise unterstrichen dann die Echsen, die an unserer Hauswand abends vorbei huschten. Ihr erinnert Euch vielleicht, dass nicht nur mein Rennrad fuer Nizza eine Echse taetowiert bekommen hat (mehr im vorherigen Bericht).


Und so wurde es dann Zeit das letzte mal in diesem unglaublich schoenen, blauen Meer eine Runde zu schwimmen. Unten seht ihr den auesserst kompetenten Chef der Rettungsschwimmer, der mir zu Beginn unseres Aufenthalts hoeflich empfahl bei ihnen in ihrem Kabuff die Klamotten zu wechseln, statt am Strand einen oeffentlichen "Drop" zu inszenieren. Ueberhaupt war dieses braungebrannte Highlight fuer die Frauenwelt ein Top Schwimmer und Ersthelfer und gratulierte mir zu meiner Bluemchenkette mit einem ehrlichen, dreifachen "Chapeau".


Auf der Fahrt zum Flughafen wurde mir dann etwas wehmuetig, denn dieses Meer und diese Stadt haben auch beim zweiten mal kein bischen an Faszination fuer uns verloren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich hier nochmal sein werde, denn Hawaii hin oder her, ... ... der IMFR ist eine wunderschoene, knallharte Nuss! Und irgendwann laufe auch ich den Marathon dort sauber durch.


NACHSPANN:
Nun habe ich also zwei von diesen Gold-Dukaten. Und eine Bluemchenkette dazu. Als ich dann ein paar Tage spaeter den netten Herren aus Canada (das Foto aus dem Zielbereich, oben) kontaktierte stellte sich heraus, das aufgrund von einer weiteren Verschiebung von Slots auch er einen Startplatz fuer Hawaii bekommen hatte! Ich werde Devashish also in Kona treffen!


Da kann ich nur noch sagen ...
ALOHA !
Peace
Captn Crook a.k.a. Alex
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