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Pirate
Erlebnisbericht von Olaf Fiedler Piratensympathisant und Hinterradlutscher von Rainer van Ellen…..
Ein Sonntag im Schlamm - Piratensympathisant on Tour oder wie ich doch lernen musste, dass ein MTB-Rennen zu fahren doch ein klein wenig anders ist als ich mir vorgestellt habe.
Doch fangen wir ganz einfach an, wenn der Mensch immer mal wieder dreistellige Tourenlängen mit dem Rennrad mit zügigen Geschwindigkeiten macht sollte ein Mountainbike Marathon für einen Radfahrer doch kein Problem sein, und wenn man die Wahl hat zwischen 20, 40 und 60km dann ist ja wohl klar wo man mit will - den 60er.
Der einzige Vorteil dieser Entscheidung war, dass es sich in diesem Falle auch nur um 65 Starter handelte, im Gegensatz zu den 281 beim 20er und den 199 beim 40er.
Somit war der Start dann doch entspannt, und mit dem Gedanken dass sicher noch viele das hohe Anfangstempo nicht lange gehen können stellte ich mich einfach mal hinten an und drehte mit frisch gewaschenen Sachen und sauberen Schuhen gemütlich am Rad - der erste Ärger kam mit einer Pfütze auf der Strasse, ich wollte eigentlich nur staubig ins Ziel kommen.
Nach einigen Kilometern ging es dann doch runter von der Strasse in die angekündigten Waldwege - eigentlich mehr eine Schlammsuhle für Wildschweine, der anschließende Hohlweg ließ mich dann bereits das zweite Mal vom Rad gehen, zum Glück ohne Sturz für mich und andere - Unmutsbekundungen waren aber ob meiner unkonventionellen Fahrweise zu hören.
Nachdem ich nur festgestellt hatte dass mein Sattel mindestens einen halben Meter zu weit oben war für dieses Gelände, entschloss ich mich ihn nach unten zu verstellen - Radfahrer sind zwar Besserwisser aber lernfähig, wenn auch nur unter Schmerzen.
Nach dem Neustart fiel mir auf, in der Hektik war der Sattel zwar in der richtigen Höhe aber nun schaute die Sattelspitze statt nach vorn eher zum rechten Ende des Lenkers - also erneuter Halt, wir können ja auch alles im Flug, also fix verstellen und wieder los.
Was nun kommt ist ja auch klar, der dritte Halt war vorprogrammiert, denn die Sattelspitze interessierte sich nun für die andere Lenkerseite. Ein Halt mit mehr Ruhe konnte mein Sitzproblem nun endlich lösen, aber warum nochmal konnten die anderen überall so schnell über jede Wurzel fahren und rutschen auf den Abfahrten nicht so wie ich hin und her? Ein Blick auf die Reifen der Mitfahrer gab mir die Antwort, mein eher auf Stadtverkehr geeichtes MTB wurde ja auch nach Rennradmanier ordentlich mit Luft in den Reifen versorgt, also kein Wunder dass bei 4,5 Bar ein Fahren in der Schlammwüste eher an einen Eiertanz erinnerte, und jedes Schlammloch den Puls unnötig in die Höhe jagte - vor Aufregung.
Nachdem die Technik nun langsam eingestellt war, konnte es also losgehen, aber wo waren die anderen inzwischen?
Na weit weg, war ja klar oder?
Nach zwei Schiebeeinheiten und diversen steilen Anstiegen, welche mit meiner Gewichtssparenden 11-23 Kassette(wozu brauche ich ein 32er in der Stadt?) dann doch schon ganz schön weh taten, ging die erste 20km Runde zu Ende .
Mit einer neuen Überraschung begann Runde 2 - genau vor mir gingen 281Starter auf der 20km Strecke ins Rennen, denn ich hatte den Zeitplan nicht einhalten können und stecke nun in dem Pulk fest, aber bevor man sich um Kopf und Kragen fährt kommt dann doch der olympische Gedanke durch, heil ankommen ist doch am wichtigsten.
Die zweite Runde konnte ich nun also ganz gut in Gesellschaft verbringen, und es gab auch Gelegenheiten mal jemanden zu überholen. Aber ohne Überraschung ging es auch nicht ab, man sollte eben doch im Wald den Fußgängern glauben die da am Waldrand Platz machen zum vorbeifahren, mein "ich kann auch durch die Mitte" führte dann zu einem weiteren Stop - inmitten eines Schlammloches - nun war mir auch klar warum meine Spur die einzige war die diese Richtung nahm, aber zum Glück war es nur knietief….
Die dritte Runde war da schon entspannter, ich hatte den ganzen Weg für mich alleine, denn die anderen waren ja alle schon weg - zum Glück kamen aber noch mehr hinter mir. Nun konnte ich mich auch endlich mal auf Fahrer am Horizont konzentrieren welche noch schlechter dran waren als ich und mein Ehrgeiz schaffte es auch noch die letzten Kräfte zu mobilisieren und so konnte ich noch 5 Fahrer überholen. Die Ankunft war nur triumphal für mich - denn ich kam gerade noch zurecht zur Siegerehrung, teilnehmen musste ich nicht, ich war auch nicht mehr wiederzuerkennen, alles voller Schlamm-Sommersprossen und den Rest seht Ihr selbst.

Der Start, natürlich ohne mich in der ersten Reihe


Schön in Ruhe am Ende des Feldes, stressfrei, noch ist Farbe zu sehen


Schön wenn Platz zum fahren ist - mit Wanderer am Wegesrand


Was'n jetzt. Läuft der wirklich so schnell? Oder ist mein Rad kaputt?


Nein das ist nicht die Banane vom Frühstück dort an der Hose, das ist außen und ist Schlamm vom Waldweg


Konnte da nicht mal einer ein Schild hinstellen mit der Wassertiefe? Jetzt ist es auch egal..ist ja Runde 3…jetzt gilt es nur noch anzukommen


Irgendwie sah das Trikot am Start doch anders aus?


Tja, und andere Teilnehmer waren eben schon geduscht….


Die Schnelleren haben auch nur ein Finisher Shirt bekommen, aber ich hab's in der Farbe passend zur Hose.


Dass die Schuhe mal weiss waren ist irgendwie noch zu erkennen, aber wo ist die blaue Farbe von meinem Rad? Vermutlich unter der neuen Schutzschicht…


Verpflegung war reichlich, und da alle bei der Siegerehrung waren, konnte ich auch in Ruhe essen


Hier noch die Lösung für das Rad - wie die Wanne nach einer Stunde aussah will wohl niemand wissen…


Was habe ich gelernt?
MTB Rennen ticken anders, obwohl es doch auch nur Fahrräder sind, die erste Reaktion im Ziel - "nie wieder" aber jetzt beim schreiben hat es doch irgendwie Spass gemacht, vielleicht komme ich doch wieder, aber dann auf jeden Fall besser vorbereitet…und ich nehme die 40Km : , aber dann mit dem Sattel in der richtigen Höhe, weniger Luft auf den Reifen, aber sicher wieder in WEISS!
Strecke 60km, 1620 Höhenmeter, 3:43:29, Platz 54

Olaf - Piratensympathisant aus der sächsischen Hauptstadt Prost was auch immer in der Flasche ist….
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