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Pirate
Mein erster Start als Pirat - 100km Duathlon am 7.5.2011 in Dresden

Ein Bericht – holprig geschrieben wie der Strassenbelag  100km-Duathlon -> was ist das eigentlich? Das fragt sich sicher so mancher wenn er das das erste mal liest.

. Und wenn man dann noch in der Ausschreibung liest daß man diesen mit 5 Personen und 4Fahrrädern meistern soll, so klingt das alles nach ganz gemütlich und locker wie eine Trainingsfahrt im Mai, ein bischen Radwandern, immer mal wieder ein Stück laufen. Nun ist es so dass ich mir vor einem Jahr mal den Start angeschaut habe und ich fand die Veranstaltung interessant und wollte mitmachen, doch was tut man wenn vom Team Pirate niemand in der Nähe wohnt und man doch das Vereinslogo irgendwo hochhalten möchte? Normalerweise nimmt ein Pirat dann einfach Gefangene, ich dachte mir aber ich lade Gäste ein, das klingt netter und nicht so anstrengend -> gesagt, getan, klingt alles nicht so schlimm, zwei Arbeitskollegen - Ron Tilger und Uwe Gröger - ,  Anett Spauschus von der SG Aufbau Chemnitz, und dann noch die gute Idee von Ron „ich habe da einen Freund aus Cuba, der macht damit“ Jorge Collazo ist sein Name - fertig war das nun internationale Team - mit mir, dem einzigen wirklichen Piratenmitglied.  Name fürs die Sportgruppe? Tja unter Team Pirate starten ging nicht, also „Team Pirate und Gäste“. Wie motiviert man Sportler? Na mit Laufshirts -> auf die schnelle kreiiert und über Nacht gedruckt - fertig waren die Shirts mit „Member“ und „Guest“.
An der Stelle noch vielen Dank an Ronnie PrinzLau und Rainer van Ellen für die „Logo“ Unterstützung.
Sportbekleidung zur Teilnehmermotivation
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Und wie bereitet man sich vor? Na mit Training, hmm, gemeinsam ging das schlecht, die einen sind gelaufen die anderen ein bischen Rad gefahren, keiner wußte worauf er sich so richtig einließ und Jorge war noch nicht mal zum ersten(und einzigen) gemeinsamen Training erschienen, er war einfach 5000km weit  entfernt in Cuba . Erstes Training eine organisatorische Katastrophe, wir wollten alles auf einmal machen, alle wollten laufen also los mit 2 Fahrrädern, völliges Chaos am Beginn aber Ende stimmte wenigstens erst mal die Theorie....und wir wollten immer noch starten.
Der Startermin kam näher, Jorge war nicht zu erreichen aber zwei Tage vor dem Start war endlich alles ok...dann kam die Starterliste, gestartet wurde aufgrund der Vorjahreszeiten, die vermeintlich Langsamsten zu Beginn, die schnellsten alls Letzte immer mit einer Minute Abstand....ich durchsuchte die Starterliste, wo waren wir? Als „Newcomer“ sollten wir eigentlich im vorderen Teil des Feldes stehen, doch da war nichts zu sehen...mit Startnummer 17 starteten nur 16 Team nach uns....warum wurden wir so schnell eingeschätzt? Ron Tilger und Jorge Collazo waren schon bei anderen Laufveranstaltungen mit schnellen Zeiten aufgefallen, da sollte der Rest vom Team auch nicht so langsam sein – nach Meinung des Veranstalters. Unsere Zielzeit lag eigentlich bei 8h(das war schon optimistisch gedacht)....damit wollten wir ankommen. Vorteile des späten Starts? Das Team konnte länger schlafen, da nur der Teamkapitän zur Einweisung 7Uhr anwesend sein mußte, und ausserdem konnten uns nur 16 Team überholen....auf dem Weg zu Start wurde Jorge erst mal erklärt worauf er sich eingelassen hatte, den schwersten Streckenverlauf seit der Erstauflage des Wettkampfes:

Strecke: 98,0 km

  • bergauf: 27,4 km, 1622 HM, Ø 5,9 %, max. 22 %
  • bergab: 31,4 km, 1618 HM, Ø 5,2 %, max. 24 %
  • minimale Höhe: 101 m
  • maximale Höhe: 435 m

Untergrund:

  • Asphalt: 62,7 km, 64,0 %
  • Schotter: 28,1 km, 28,7 %
  • Wald / Wiese: 7,2 km, 7,3 %

Antwort von Jorge „ich bin noch keinen Meter Rad gefahren in diesem Jahr“...der Tag begann also super. Wenigstens war er ausreichend gelaufen....
Also dann mal los zum Start, die Fahrräder waren bestimmt worden, Ron, Jorge, Uwe und ein auf kleine Personen gestelltes Rad von mir kamen zum Einsatz, zwei Packtaschen in denen sich diverse Untensilien befanden, noch ein wenig Zusatzverpflegung, Jacken die nicht gebraucht wurden denn das Wetter war perfekt – es war angesagt worden über 20grad am Mittag, Sonne ohne Ende sowie keine Wolke.
5 Sportler – 4 Fahrräder völlig entspannt vor dem Start
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Uwe mit einer Startvorbereitung die ich noch nie gesehen habe, Sekunden vor dem Start noch schnell ein Doppelschnitte mit Hackpeter????
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Der Start war perfekt, ich durfte den Startläufer machen und hatte erst mal ein paar Meter Vorsprung, Ron war wie immer noch mit Sprechen beschäftigt, und hatte mit seinem Kraftüberschuß zu Beginn fast das Rad verpasst beim Aufsteigen.
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Nun ging es auf die Strecke und sofort ging es bergauf, die ersten Wechsel wurden fast zur Kopie des Trainings, doch es lief sich schnell ein, die ersten Kilometer flach auf einem alten Bahndamm liefen auch super – jederman richtete sich auf einen gemütlichen Tag auf dem Rad zur Läuferbeleitung ein. Ron und Jorge liefen unheimlich schnell, der Rest des Team gab sich alle Mühe es Ihnen gleich zu tun, was auch allen gelang. Im Gegensatz zu anderen Mannschaften basierte unser Wechselkonzept nicht auf Zeiten oder Strecken, sondern war eher geprägt von den Zurufen „kannst du noch? wie weit willst du noch?“ also unkonventioneller Freizeitsport mit Teamgeist, Läuferreihenfolge legten wir auch so fest. Interessant wurde es als wir dann doch die ersten Teams einholten, daß wir dabei selber von den schnellen Teams überholt wurden war an dieser Stelle garnicht so wichtig, denn wir hatten mit uns genug zu tun, jedoch war noch genug Zeit und Luft vorhanden uns gegenseitig lustigen Blödsinn an den Kopf zu werfen. Richtig begann der Lauf für uns dann erst an der ersten Steigung, da waren die Wechsel schon einige Male geübt, doch nun konnten wir auch langsam erahnen welche Dinge noch auf uns zukommen sollten, denn die Steigung war nun bei einem Wert angelangt, der die Radfahrer langsamer als den Läufer machte, und wenn dann auf dem halben Berg der Läufer plötzlich abgelöst werden möchte, dann ist es für jeden eine gewisse Überwindung mit festen Beinen abzusteigen und zu laufen...im Gegenzug wusste der Läufer sicher nicht so recht was er sich bei der Steigung antat, als er den Wechsel aufs „leichte Radfahren“ wählte....so begann dann ein stetiger Wettkampf zwischen den Radfahrern und Läufern intern in der Gruppe, die Frage war dann also nicht mehr schafft es die geplante Ablösung zeitig genug an der Bergkuppe zu sein oder fährt einfach der schnellste Radfahrer um den Läufer zu entlasten? Es war der Zeitpunkt für den Teamgeist gekommen – und ich kann euch sagen es haben alle alles  gegeben egal wer dran war. Ein interessanter Punkt war auch der Rädertausch, wir hatten 4 Räder eingestellt auf 4x“Guest“, wir konnten es auch nach einer Weile  hinbekommen dass durch geschickten Ringtausch immer jeder seinen eigenen durchgeschwitzen Helm und sein Rad bekam – nur ich hatte ein kleines Problem, ich hatte nicht trainiert 80km auf zu kleinen Rädern zu fahren und das dann auch noch im Gelände sowie auf Anstiegen bis 22%... eine Erfahrung die ich eigentlich auch nicht wieder machen möchte, ich hätte ein Königreich für ein Rad in meiner Größe gegeben.
Entspanntes Radfahren, hier hatten wir ja auch erst 20km geschafft...
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Wenn das schon alle Probleme gewesen wären, nein es kam noch ein kleiner Mangel hinzu, Ron’s Rad hatte zwei interessante Details, das eine war ein leichtes metallisches Geräuschauf dem 11er Abschlussritzel, welches sich dann als eine nicht festgeschraubte Kassette entpuppte, die zweimal mit Fingerkraft und einem Stöckchen notdürftig wieder fixiert(nein nicht richtig festgeschraubt, denn wer hat schon 50nm Kraft im Finger?) wurde, und ein mir neues Detail am Fahrrad, erst dachte ich es ist ABS, weil die Räder beim Bremsen nicht blockierten, aber nein es war nur eine nicht dahingehörenden Menge Luft in der Scheibenbremse!! – nein nicht in einer – in BEIDEN!! Durch vorrausschauendes Fahren und vorzeitiges mindern der Geschwindigkeit(im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten) konnten Kollisionen mit anderen Teilnehmern sowie unbeweglichen Hindernissen an der Strecke verhindert werden. Das man nach der Hälfte der Renndistanz dann nur noch das kleine und mittlere Kettenblatt an der Kurbel verwenden konnte fiel da kaum noch ins Gewicht. Jorges Bremsen befanden sich übrigens auch im Zustand „ich halte gerne langsam und Reifenschonend an“.
An der ersten Verpflegungsstelle konnten wir dann erst mal das Menü betrachten, und es zeigt sich dass man keinen Designerfood wie Powerbar Riegel benötigt, hier wurde noch natürliche Nahrung gereicht, Tee, Wasser, Nutellabrote, Kuchen, Nüsse, Rosinen, Russisch Brot, kleine Waffeln, Äpfel, Orangen, Banane(alles vorgeschält) reichen aus um alle irgendwie ins Ziel zu bringen. Genutzt haben wir die Verpflegung erst ab Station 2 richtig, ernst wurde es bei 3. und 4., dort gab es dann auch schon mal Multimineraltablette und Krampfmindernde Magnesiumtabletten zur Selbstmedikation.
Das Menü
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Dikussion über Sinn oder Unsinn von Sportnahrung?
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Nicht nur sie Teilnehmer brauchten eine Pause – auch die Fahrräder hatten sich eine solche verdient, oder waren sie wegen Unterzuckerung nur fallen gelassen worden?
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Teamkapitän mit Sonderrechten an der Verpflegung, Essen im Sitzen
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Nach circa der Hälfte der Strecke sah man den Teilnehmern dann schon mal die Anstrengung richtig an, zum Glück hatte ich am morgen noch 6xGel in einer Packtasche versenkt und irgendwoher kam dann auch noch eine Tüte Powerbar Gummitiere – Rettung für die schon langsam in die Unterzuckerung kommende Mannschaft. Uwe’s Versuch auf einem schmalen Trampelpfad ein Gel zu sich zu nehmen, und dabei noch mit einer Hand zu fahren erzeugte eine neue schmerzhafte Erfahrung(ungeplanter Abflug über den Lenker) für Ihn und eine Schrecksekunde für mich – ich fuhr davor und konnte den Einschlag in der Wiese nur hören(leider keine Kamera dabei), jedoch war Uwe schnell wieder auf den Beinen und unverletzt, Rad in Ordnung, also wieder rauf und weiter...irgendwann war es dann auch egal wie weit es noch war, es ging dann wieder Lustig zu – kleine Einlagen mit der Kamera, Satffelstabübergabe mit Tiefstart wie beim 100m-Lauf, Windschattenlaufen hinter einer Oma mit Fahrrad, das ganze Team fährt grinsend noch ein paar hundert Meter weiter, obwohl man nach Ablösung ruft..... Irgendwann kam dann mal ein Flachstück an dessen Ende ich Rons Rad übernahm, ein Fehhler wie sich sofort herausstellte, wäre ich nur weitergelaufen denn hier begann der härteste Anstieg, bis zu 22% und dann als i-Tüpfelchen noch mit einer Kopfsteinpflasterpassage...aber alles nichts gegen den Moment wenn man sich nach steilen Anstiegen auf einer weit einsehbaren Strasse befindet, und der Läufer ist weg – wo ist Ron? Er hatte im Steilstück übernommen, war durch den Wald gerannt und irgendwo falsch abgebogen, zusammen mit einem Läufer und Radfahrer eines anderen Teams – das erfuhren wir aber erst später, es hat uns auch ca 10Minuten Zeitverlust gekostet. Nun war guter Rat teuer, was tun? Warten? Zurückfahren? Ích hatte mich gerade auf einem MTB Größe Kinderrad eine 14%Steigung hochgequält, sollte ich jemanden zurückschicken? Ich rief Jorge zu dass ich mich auf die Suche mache, Uwe und Anett erreichten gerade die Kuppe des Berges als ich wieder runterstach – na gut etwas vorsichtig schon ich hatte ja das Rad mit dem gut belüfteten Bremsen...unten am Berg traf ich auf einen erschöpften Ron, welcher mich etwas ungehalten mit der Frage bewarf ob Ihn nun endlich mal einer ablöst, was ich auch sofort tat, er nutzte das Rad dann erst mal als Stütze um nicht umzufallen – ich übernahm den Staffelstab und wie erwartet hatte mich Ron am Gipfel des Berges noch nicht wieder eingeholt, dort saß aber Jorge wie ein bischen entspannt auf einer Bank – zu diesem Zeitpunkt wußte ich ja auch noch nicht daß er selber schon fast am Ende war, aber tapfer übernahm er den nächsten Laufpart. Ron bekam eine längere Erholungsphase auf dem Rad. Die Ablösungen wurden immer kürzer – aber nicht wegen der Geschwindigkeit sondern wegen der Erschöpfung der Läufer, wenn ich euch jetzt sage daß Radfahren an dieser Stelle auch keine Erholung mehr war...wer glaubt mir das? Die Rettung kam dann in Form der 4. Verpflegungsstelle. Wir hatten Anett schon vorrausgeschickt, da sie ordentlich essen sollte und als Ablöse loslaufen sollte, nur waren wir fast zu schnell da, mit essen war nicht viel für sie, aber loslaufen funktionierte gut, die Herren des Teams stopften sich erst mal voll, und aßen und tranken als wäre es schon das Ziel. Nach Auffüllen der Flaschen mit zusätzlich Magnesium und Mineralien, Rosinen und Nüssen machte ich mich dann schon mal auf die Verfolgung von Anett, damit wir sie nicht so lange laufen lassen müssen, aber jetzt muss man sich überlegen, ein paar Minuten Vorsprung, Läufer 12km/h, Radfahrer 18-20Km/h, das dauert schon ein Stück bis man wieder ran ist, und sie war richig froh daß Ablösung kam. Der Rest der Strecke, nachdem wir das Team wieder um den jeweiligen Läufer versammelt hatten, war dann eigentlich garnicht mehr so schlimm, alle waren wieder motiviert, alle wollten laufen und kurz vor dem Ziel griff ich mir wieder den Staffelstab – ein kurzer harter Anstieg mit Kleinpflaster war dann die letzte Hürde, aber wir waren im Ziel und das mit einer Zeit mit der wir nicht gerechnet hatten.
Zieleinlauf, alle wieder zusammen, nur Anett ist hier nicht zu sehen
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Die Technik hat gehalten und es sind alle gesund angekommen(das war das Wichtigste), danke an die „Gäste“ die das „TEAM PIRATE und Gäste“ mit aller Kraft unterstützt haben- Jungs und Mädels ohne euch wäre es nicht gegangen!
Das Bier im Ziel, die Suppe, den Kuchen, die Früchte und die Bratwurst – ein Kombination auf welche sich alle ohne Ausnahme gestürzt haben – auch wenn Jorge die Lebensmittel nicht bis nach Hause brachte und sie vorher wieder auf die Strasse packte – er hat wie alle anderen auch alles gegeben.
Das Team – am Ziel – nur glückliche Gesichter
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Wir waren nicht nur von vorn gut zu erkennen....aber klare Trennung zwischen Gästen und Mitgliedern vom Team Pirate
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Ein erschöpftes und aber glückliches TEAM – alle wollen nächstes Jahr wieder starten - eine Zeit haben wir jetzt auch – Platz 25 von 59 Teams, 7:35:42 – eine Zeit unter 7:30 wäre ohne Ron’s „ich verlauf mich mal schnell“ drin gewesen, aber das war allen egal, wir waren froh dass er überhaupt wieder auftauchte...

Für die Statistiker, abstand zum 1.Platz 1:43h, aber immer noch 2:26h vor dem letzten...
Nochmal danke an die Veranstalter vom VfA end:LOS e.V für die super Veranstaltung, und danke auch an Eleonore Pohl on der LaufszeneSachsen, ohne die wir keine Bilder vom Start und Zieleinlauf hätten.

- Olaf Fiedler

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