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Pirate
Deutsche Meisterschaft 24-Std-MTB Alfsee

Als quasi Neu-Piratin war ich am 2. und 3.6. zu Gast in Rieste beim 24-Std.-Rennen rund um den Alfsee. Rundenlänge 8,9 km bei 160 HM (das war schon ne Ansage) Im letzten Jahr dort im 2er mixed Team bereits gestartet und Platz 2 erreicht, war mit diese Veranstaltung also schon in groben Zügen bekannt (allerdings hatte die Strecke da nur 40 HM) Für 2012 war ich ursprünglich auch schon als Solistin gemeldet, hatte dieses Vorhaben aber aufgrund mentalen und körperlichen Absturzes im letzten Jahr schon abgesagt. Es sollte ruhig wieder ins Renngeschehen gehen. Mit neuem Verein, mit neuen Zielen und vor allem, gemäßigt.

Erst im April stieg ich nach fast 6-monatiger Trainingsabstinenz wieder langsam ein, Ziel: Der Marathon in Graftschaft im August. Dieses Vorhaben, ganz kleine Brötchen bis dahin zu backen und meinen Aufbau struckturiert anzugehen, wurde durch Piratin Raphaela von den Matschhühnern jäh "torpediert" :-) Es wurde eine Frau gesucht, fürs "Matschhühner & Friends Damen-8er-Team. Da ich im Vorfeld schon zugesagt hatte "Wenns brennt, bin ich da" stand ich plötzlich im Feuer und sagte natürlich zu, ohne zu wissen, wo ich steh, auf welches Himmelfahrtskommando ich mich einlassen würde, was meine Knochen und meine Lunge jetzt überhaupt schon mitmachen und wie doof ich evtl. als Vollversager dastehe, wenns in die Piraten-Hose geht. Üble Intervall-Einheiten in der Vorwoche in den Knochen, nen Adduktor, der mich ärgerte, waren nicht die allerbesten Voraussetzungen, dickbeinig und etwas schlapp, ein "du hast nur eine Runde, also Vollgas" Rennen zu bestreiten. Viel Zeit, darüber nachzudenken hatte ich nicht, die Meldung kam nur ein paar Tage vor Rennwochenende. Kaltes Wasser, rein, toll, also das Beste draus machen.

Am Rennort angekommen, stattete ich als erstes natürlich den Vereinskollegen am Pirates-Lager (die im 8er-Cross-Team auf Jagd gingen) einen Besuch ab und wurde herzlich empfangen.


Das ging also schon mal gut los für mich und die Aufregung legte sich ein wenig. Bis ich die Strecke mit Steffi La Rocca aus dem Team abfuhr. Metallrampen!!! Bitte nicht! Mit einem meiner größten Albträume, wo ich mich auch schon länger fragte "Was soll son Mist überhaupt in MTB-Rennen. Da fahr ich nicht hoch, und schon gar nicht auf der anderen Seite wieder runter, ich brech mir hier doch nicht den Hals, nö, nein, rumbock, Panik" So ging ich, nur 2 der insgesamt drei Rampen auf der Trainingsrunde zitternd abgefahren, die dritte, für mich schlimmste wie ein zickiger Gaul verweigert, in meine erste Rennrunde als 8. Starterin.

Knallgasrunden, wie in 8ern üblich, da meist nur eine Runde vom jeweiligen Teammate gefahren wird, liegen mir ansich überhaupt nicht. Von Null auf Bäm in Sekunden heisst bei mir in der Regel, Puls 185+ bis zum Ende, Blutgeschmack im Mund, Kreise inne Augen und hoffen, das ich nicht vom Rad kippe. Erfreulicherweise traf ich in der Wechselzone noch auf Moni, die mir die letzte Anspannung nahm (toll aufgenommen durch Rainer, an dieser Stelle auch ein dickes Dankeschön für die tollen Bilder)


Denn Bilder aus dem Rennen waren mir nicht vergönnt. Man könnten meinen, ich sei nur in der Wechselzone unterwegs gewesen. Schade, aber vielleicht auch besser so, sieht man meinen Schmerz nicht so :-)

Also los gings!


Die erste Rampe kurz nach dem Start souverän mit Anschlagpuls überbrettert, der anschließende Waldtrail wurde zum Teil geschoben, weil meine Fahrtechnikkünste mich direkt im scharfen Rechtsknick scheitern ließen) Egal, wat solls, geschoben, wieder rauf auf den Hobel und ab dafür. Meine Zeit und Stärke kam ja noch....die hochprozentigen Deich-Wiesenrampen und die langen Geraden, die mich Tretsau wohl retten würden. Dem war auch so, an den Rampen hier und da direkt welche kassiert, im Anschlag die Gerade gebrettert kam mir plötzlich der heiße Gedanke "Mist, und gleich diese abartige Metallrampe im Zielbereich" Die Mädels haben mich vorher aufgebaut, gesagt, das geht, das schaffst Du, musst nur genug rein treten vorher, dann rollst Du da von ganz allein hoch. Ok, den Rest der Strecke Panik in den  Augen vor diesem einen Moment im Zielbereich, zig Leute, die es sehen würden, wenn ich da oben auf halbem Weg Mensch und Maschine zerstöre. Was blieb mir also anderes übrig, als nochmal den Puls in den Grenzbereich zu zwingen, meine Oberschenkel aufzublasen, um dann einfach, Heidewitzka, auf die Rampe zuzuknallen. Plötzlich war ich schon wieder unten, lebend, ich hörte weder Harfen noch sah ich Engel, war also wohl heile und konnte auf Hanna wechseln, womit die erste, von insg. 6 Runden, die ich fürs Team fahren durfte, beendet war. Nach 3 Minuten sah ich auch wieder farbig und trollte mich zurück ins Teamlager, happy und mit Adrenalin vollgepumpt, diese Angsthürde einfach genommen zu haben.

Ab da war ich vollends drin im 24-Std-Rausch, freute mich, zumindest im trockenen Zeitfenster (auch wenn es Nachts sehr kalt war, was mir nun nicht soviel ausmachte, was man an den noch ganz guten Nachtzeiten erkennen konnte) auf meine Runden. Morgens nahm dies allerdings ein jähes Ende, es regnete in einer Tour bis zum Ende der Veranstaltung. Doch war durchaus zufrieden mit dem, was mein Körper bereits auf die Kette brachte. Wir spulten Runde für Runde ab, behielten die Nerven, als es nass und rutschig wurde, fuhren mit 52 Runden um 14:00 ins Ziel und wurden somit Deutscher Meister 8er Damen. Jedes Mädel hat ihre Leistungsfähigkeit an diesen beiden Tagen bis zur Grenze ausgereizt, war aber am Ende auch froh, als wir alle heile aus der Regennummer rauskamen und endlich unsere schicken Pokale entgegen nehmen durften. Man sieht, so ohne Schlaf sehe ich keinen Tag jünger aus als 30+ *haha


Mein Dank gilt vor allem Raphaela für die tolle Orga des Wochenendes und an alle Frauen, die mit im Team dabei waren, unserem Nachbar-Männer-Team für Unterhaltung und Zuspruch, sowie den aufmunternden Worten der Piratenkollegen, die ebenfalls den 1. Platz im 8er Cross einfuhren.

Ich denke also, mein Piraten-Debut war durchaus ok und motiviert mich zudem für mein weiteres Training, schon allein in Sicht auf den Frauen Piraten-8er in Duisburg, welchem ich beiwohnen darf.

Wencke Kaup

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